Nachhaltiges Bauen

Moderne Bauten sind nachhaltig. Sie sind energieeffizient und enthalten ökologische Materialien. Für fortschrittlich denkende Planer ist das Alltag. Zu Recht. Denn der Mensch und die Natur fordern den Wandel.

Die Baubranche ist einer der größten Klimasünder. Sie erzeugt 40 Prozent der globalen CO2-Emissionen und 60 Prozent des Abfalls. Ein Umdenken hin zum nachhaltigen Bauen ist vonnöten. Eine zerstörte Umwelt ist schließlich nicht lebenswert. Immer mehr Dürren einerseits, Überschwemmungen andererseits, Stürme und Waldbrände, steigende Meeresspiegel oder ein Abnehmen der Biodiversität sind für Mensch und Natur katastrophal.

Nachhaltiges Bauen ist nicht neu. Früher sagte man eher ökologisches Bauen. Bislang ging die Entwicklung hin zum Besseren eher schleppend voran. Doch seit einigen Jahren tut sich etwas. Es gibt zahlreiche Initiativen, etwa die Deutsche Gesellschaft für Nachhaltiges Bauen, kurz DGNB. Der Verein ist mit gut 1.300 Mitgliedern das größte Netzwerk für nachhaltiges Bauen in Europa. Die Experten haben zum Beispiel ein Zertifizierungssystem für nachhaltige Gebäude entwickelt oder vergeben den Deutschen Nachhaltigkeitspreis Architektur.

Die entscheidenden Meilensteine haben aber die politischen Instanzen in Deutschland und der EU gesetzt. So hat die Europäische Kommission Ende 2019 den European Green Deal ins Leben gerufen. Er besagt, dass die EU bis 2050 klimaneutral werden soll. Deutschland unterstützt den Green Deal, hat also ebenso das Ziel ausgegeben, bis 2050 Klimaneutralität zu erreichen. Selbstverständlich ist nicht nur die Bauwirtschaft in der Pflicht, aber eben auch sie. Moderne Planer und Bauherren werden dieser Pflicht gerecht. Nachhaltiges Bauen ist für viele zu einer Selbstverständlichkeit geworden.

Nachhaltiges Bauen umfasst die gesamte Wertschöpfungskette von Gebäuden, sie sollten unter ökologischen, ökonomischen und soziokulturellen Gesichtspunkten geplant, erschaffen – und auch zurückgebaut werden. Bleiben wir bei der Ökologie, der wohl wichtigsten Säule.

Sie steht für den ressourcen- und umweltschonenden Bau von Gebäuden. Auf dem Informationsportal „Nachhaltiges Bauen“ des Bundesministeriums für Wohnen, Stadtentwicklung und Bauwesen heißt es dazu: „Nachhaltige Gebäude benötigen möglichst wenig Energie und nutzen auch erneuerbare Energien. Ein Gebäude mit optimierter Dämmung reduziert die Wärmeverluste und eine effiziente Anlagentechnik mit Wärmerückgewinnung sorgt für Komfort.“ Ferner wird angemahnt, versiegelte Flächen möglichst zu reduzieren, etwa durch Gründächer oder begrünte Flächen um das Gebäude herum. Besonders wichtig aber dürfte dies sein: die Auswahl von gesundheits- und umweltverträglichen Baustoffen. Denn hier liegt noch vieles im Argen: Das am häufigsten verwendete Baumaterial ist Stahlbeton. Gleichzeitig ist Stahlbeton eines der klimaschädlichsten Materialien, da für die Herstellung große Mengen an Sand benötigt werden. Sand ist aber ein endlicher Rohstoff. Schätzungen zufolge bauen die Menschen doppelt so viel Sand ab wie alle Flüsse der Welt nachliefern können.

Beton durch Holz zu ersetzen, ist eine immer wieder diskutierte Alternative. Ein Holzhaus verursacht nur rund ein Drittel der Emissionen, die ein Steinhaus erzeugt. „Beton ist wie Fastfood, Holz ist wie gesundes Essen, es zerstört den Planeten nicht“, sagt Marion Waller, Beraterin der Pariser Stadtplanungsbehörde. Sie sprach im Juni auf einer vom Dienstleistungsunternehmen Arup in Berlin veranstalteten Konferenz zum Thema „Metropolen der Zukunft: nachhaltig, lebenswert, resilient“. Ganz so einfach ist das allerdings nicht. Hierzulande ist Holz derzeit knapp, die Preise steigen stetig. Ein Bauunternehmer braucht aber halbwegs verlässliche Preise, um für seine Kunden fair kalkulieren zu können.

Eine andere Idee, die immer mehr Gestalt annimmt, ist das zirkuläre Bauen: Ausgediente Materialien werden nicht entsorgt, sondern wiederverwertet. Das kann bei Sanierungen im gleichen Gebäude sein, ebenso ist ein Neubau mit den recycelten Stoffen möglich. Das noch junge Unternehmen Concular bietet diese Lösung an. Sie soll etwa beim Karstadt-Gebäude in Berlin-Neukölln zum Einsatz kommen.

Einen weiteren Beitrag liefert die Digitalisierung. Aurel von Richthofen, Leiter Integrated Cities Planning bei Arup, warf das Mega-Thema Digitalisierung im Rahmen des Kongresses zu Megacitys in Berlin in den Ring – und brachte damit das große Paradoxum unserer Zeit auf den Punkt: Einerseits, so von Richthofen, schreitet der Klimawandel unaufhörlich voran. Gleichzeitig steigen die Rechnerleistungen stark an, die Beschleunigung ist „exponentiell“, sagt er. Für den Stadtplaner und Architekten ist die Digitalisierung dennoch nicht Fluch, sondern Segen, und damit Teil der Lösung. „Technologische Innovationen helfen dabei, die Nachhaltigkeitsziele zu erreichen“, sagte der Experte. Wichtig sei, dass man Alternativen zulasse und den Mut habe, Neues nicht nur zu denken, sondern auch umzusetzen. Junge Start-ups tun dies seit einigen Jahren, etwa das Berliner Unternehmen Cosuno. Ihr Ansatz: Prozessoptimierung – und damit mehr Nachhaltigkeit.

Die Bandbreite für nachhaltiges Bauen ist groß. Ein Unternehmen, das für Bauherren diesbezüglich seit vielen Jahren ein guter Ansprechpartner ist, ist Sto in Stühlingen in der Nähe des Bodensees. „Bewusst bauen“ heißt das Leitbild der Firma, sie entwickelt und liefert innovative, nachhaltige Bauteile und Oberflächen für den Außen- und Innenbereich, insbesondere Fassadensysteme. Ein Beispiel von vielen ist die Verwendung der Lotuspflanze für die Fassadenfarbe. Sie enthält natürliche Selbstreinigungseffekte.

Auch das Berliner Bauunternehmen D&CO bezieht etliche Materialien von den Schwaben. Nachhaltiges Bauen ist für Inhaber Thies Dohrn nicht nur eine Frage der Notwendigkeit, zur Erreichung von Klimazielen. Ökologisch geplante Häuser versprechen den künftigen Bewohnern mehr Lebensqualität und Zufriedenheit.